...::: FLUGLOTSE.com :::... :: Das Forum für Fluglotsen ::

[omarioffm]

Gude,
habe dieses Forum eben entdeckt und wollte mal meine Erfahrungen weitergeben, da ja viel Kopfzerbrechen rund um das Thema Auswahlverfahren herrscht.
Ich musste nach der Bewerbung ca. 1 Woche warten, bis mir die Einladung zu den drei Online Auswahltests und Fragebogen geschickt wurde. Diese drei Tests sind Logiktest, Reaktionstest, Rechts-Links Reaktionstest plus Fragebogen. Ich muss euch sagen, die Tests sind wirklich schwerer als ich dachte, also nehmt euch da wirklich Zeit und seid ungestört, das steht extra auch in der Mail! Nach den Tests und Fragebogen sind bei mir zwei Wochen vergangen, dann bekam ich eine erfreuliche Nachricht seitens der DFS, dass ich die erste Auswahlstufe bestanden habe. Nun dauerte es wirklich lange! Ich muss an der Stelle noch sagen, genau in der Zeit als ich mich bewarb, gab es in der Firma einen Bewerberrekord, also lief dementsprechend alles ein wenig langsamer aufgrund der Überlast. Nach zwei Monaten meldete sich die DFS mit einer Einladung nach HH, jedoch konnte ich diese Termine nicht wahrnehmen, da sie in meiner Klausurenphase stattfanden. Nun musste ich ein paar Wochen warten, bis mir letztlich passende Termine vorgeschlagen wurden. Ich nahm einen Termin eine Woche nach meiner Klausurenphase. Es war das schlimmste Wetter, was man sich ausmalen konnte…. Zudem hatte die DB mal wieder DB-Sachen gemacht, kurzum der ICE hatte 2 Stunden Verspätung, also musste ich beim Hotel anrufen, dass ich nach Rezeptionsschluss erst eintreffen werde. Das wurde geregelt und ich kam um 23 Uhr im Hotel an. Und musste um 6:45 Uhr aufstehen, da ich noch das Frühstück in Anspruch nehmen-, und meinem Körper nötige Verdauungszeit geben wollte, damit ich volle Leistung zeigen kann. Um 7:18 Uhr fuhr der Bus ab. Einige andere junge Erwachsene saßen ebenfalls mit Mappe im Bus, ich ging also davon aus, dass dies auch Bewerber sind, also sprach ich einfach einen an (er war tatsächlich auch ein Bewerber) und wir unterhielten uns die ganze Busfahrt. Er fragte mich auch ob ich aufgeregt sei, jedoch war ich erstaunlicherweise gar nicht aufgeregt! Im Gebäude angekommen, ging es erst nach Links dem Schild “Fluglotsen-Auswahl 5. Stock <-” nach. Dort mussten wir erstmal warten… Das ist Gang und Gäbe beim DLR, das Warten! Dort gilt cum tempore bei den Mitarbeitern, also wenn ihr euch mal verspätet, sitzen die anderen wahrscheinlich immer noch wartend im Wartebereich . Irgendwann kommt dann der Mitarbeiter und bittet alle herein. Jeder setzt sich an den Platz, wo jener Name eines jeden auf dem Bildschirm zu sehen ist. Der Mitarbeiter stellt sich vor und erklärt den ganzen Ablauf. Danach geht es los mit dem Englisch Test, wo ich so viele Worte noch nie in meinem Leben gehört habe… und ich spreche sehr gut englisch. Danach kam der Symbol-Merkfähigekitstest dran mit den Symbolen und Buchstabenketten, welche einer Zahl zugeordnet sind, bei dem ich alles bis auf eins falsch hatte! Die Kombi weibisch noch bis heute, da es. Mich so gewurmt hat. Es war GF = 99 ! Bei mir stand da nur 9. Habe mich dann auch beschwert beim Mitarbeiter, welcher dann auch in die Menge proklamierte, dass es beim Touchscreen bei Schnapszahlen (11, 22,33, ….) bei zu schnellem Tippen dazu führen kann, dass nur einmaliges Tippen erkannt wird, also soll man dann kurz eine Tipppause einlegen. Danach ging es weiter mit der ersten Pause. Es wurde viel gequatscht… Danach ging es weiter mit einem Test, wo ein primitiver Luftraum abgebildet ist, welcher Luftstraßen mit Knotenpunkten anzeigte. Dort musste man die Flugzeuge koordinieren, ohne dass man diese sehen konnte. Es gab auch des Öfteren Einschränkungen, zb eine Route ist gesperrt. Das Ganze war auf wenige Sekunden zeitbegrenzt und man musste drei Flieger parallel koordinieren, ohne dass sie sich in die Quere kommen, also ging es hier um Merkfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit, Multitasking, Resilienz und räumliches Vorstellungsvermögen. Weiter machten wir einen einfachen Test, wobei man über den Kopfhörer nur nach einer Seite Geräusche filtern musste. Irgendwann kam die große Mittagspause und ich ging zum Lidl, was gar nicht so einfach war, denn es hat wie aus Eimern gegossen. Auch den DLR Mitarbeiter trafen wir im Lidl und wir waren dort gefangen weil es immer schlimmer wurde mit dem Regen und wir nicht zurücklaufen konnten. Nach einiger Verspätung ließ der Regen endlich nach. Dann kam der Vigilanz Test, bei dem man Daueraufmerksamkeit an den Tag legen muss, es geht hierbei darum, gewisse Muster herauszufiltern und das über einen Zeitraum von einer Stunde. Als dieser vorüber war, kam es mir viel kürzer vor! Ich hatte das Gefühl, gerade mal eine halbe Stunde sei verstrichen. Dann folgt noch ein einfacher Wahlreaktionstest. Dann war der Tag auch schon vorbei. Alle sind in Richtung Hotel gegangen, ich wollte jedoch noch Hamburg erforschen, also bin ich zur Haltestelle Richtung Innenstadt gegangen. Bin vom HBF zur Elbphilharmonie gelaufen, was zugegeben extrem lang dauerte, da ich aufgrund des Regens nur von Vordach zu Vordach wanderte. Als ich in eine Sparkasse in der nähe der Elbphilharmonie eintrat, hatte diese seit ein paar Minuten geschlossen, also konnte ich nur mittels meiner Bankkarte in das Gebäude. Endlich ein warmer und trockener Ort. Hinter der Glastür sah ich noch ein paar Mitarbeiter, welche im Aufbruch waren. Ich klopfte und fragte nett, ob sie denn für Sparkassen Kunden einen Regenschirm hätten.. Der Mann verneinte, jedoch befand sich im Ende des Raumes eine Dame, welche mein Leid sah und dann wohlwollend doch noch ein Regenschirm fand, dieser wurde mir dann geschenkt. Das war extrem nett. Dann war der weitere Weg nicht mehr ganz so beschwerlich. Irgendwann hatte ich großen Hunger und habe in einem türkischen Restaurant in der Nähe des Hbf’s gegessen. Anschließend bin ich zum Lidl und habe ein paar Wasserflaschen gekauft für zuhause und den nächsten Tag. Ich kam um ca. 21 Uhr zuhause an und hörte die Flugzeuge hinter dem Hotel ganz nah landen, also beschloss ich eine runde spotten zu gehen. Der Flughafen war ca 10 Minuten zu Fuß entfernt. Das Wetter ist aufgelockert und der Himmel war wieder blau. Ein Reh stand auch einige Meter neben mir als ich spotten war, direkt am Flughafen. Habe diese schöne Atmosphäre filmen müssen. Das war also ein sehr schöner Abschluss des Tages. Dann bin ich so gegen 23 Uhr schlafen gegangen. Am nächsten Tag gabs als allererstes einen Fragebogen auszufüllen. Dann wurde selektiert, wer weiter kommt und wer nach Hause muss. Das war wirklich das erste mal, wo ich Puls bekommen habe. Das wurde auch so extrem in die Länge gezogen, da der Mitarbeiter die Mitarbeiterin, welche in einem anderen Stockwerk sitzt, anrufen musste und es noch weitere 5 min. brauche, bis sie in den Saal kam und den Beamer anwarf. Als mein Name zu sehen war, war ich erleichtert!! Wir kamen in einen anderen Raum und wurden aufgeklärt, wie es weiter geht. Zwei Tests standen also an für den Tag. Wir konnten uns vorbereiten für die Tests. Dann kam es zum ersten Test, bei dem man Flugzeuge durch einen Korridor lotsen musste und Separation einhalten muss. Der erste Durchgang war bei mir nicht so top, der zweite war fast perfekt und der letzte war katastrophal, da ein Flugzeug den Korridor verließ und drei Unterschreitungen vorkamen. Jedoch bin ich cool geblieben und habe den Überblick behalten und versucht alle Konflikte nacheinander zu lösen. Dann gab es eine Pause und danach der letzte Test. Es war ein Test mit Kontrollstreifen, wie im echten Leben. Man musste Konflikte finden.. Ich war so extrem müde… Aber habe es trotzdem solide gelöst. Dann ging ab zum Hbf und nach Hause…
Nach ca. 1,5 Wochen bekam ich eine Mail, dass es für mich weitergeht nach HH zum zweiten und letzten Mal. Der Termin war drei Wochen später. Ein besseres Wetter hätte es nicht sein können, 30°C und Sonne, über die ganzen Tage. Bin am Sonntag angekommen und habe viel Zeit auf der Besucherterrasse des Hamburger Flughafens Verbracht. Abends bei Domino’s gegessen. Am nächsten Tag ging es direkt los (wie immer verspätet), man hatte eine halbe Stunde Zeit, sich mit den Tests vertraut zu machen. Es ging wieder um Kontrollstreifen, welche unvollständig waren und man im Dreierteam diese lösen musste, da Infos fehlten und man es nur im Team lösen kann. Danach ging es in ein Zweiertest, bei dem es ebenfalls um Kommunikation ging, da Infos fehlten, welche der Mitspieler hatte. Dann ging es in eine lange Mittagspause und es wurde gesagt für wen es weiter geht. Für mich ging es weiter. Es wurde die Einteilung genannt. Ich war direkt am nächsten Tag (Dienstag) dran. Das witzige war, mit uns im Bus waren Bewerber, welche auf dem Weg zur VU sind, da der erste VU Tag immer an einem Dienstag ist. Ich musste schmunzeln, da ich mich schon so alt fühlt und sie quasi als die “Kleinen” sah. Ich war sogar der erste im englisch Interview. Das war easy. Danach die zwei anderen. Danach wurde ich direkt zum Interview hereingebeten. Im Laufe des Interviews wurde die Stimmung immer entspannter, fast wie in einem Wohnzimmer, wenn man sich gut unterhält. Dann wurde ich raus gebeten. Dort hatten die VU’ler gerade ihre Pause und habe mich mit denen unterhalten, was sie alles noch so erwartet. Auch der Bewerber, der auch mir das Interview hat, war da. Haben gequatscht. Dann ging die Tür auf und mit kam es vor wie slowmo, als er in Richtung Menge lief, um mich zu holen. Ich kam ihm schon direkt entgegen, damit ich hier keine Sekunde verschwende, wollte es sofort wissen. Ich kam in den Raum, alle vier mit Pokerface! Dann meinte der eine Fluglotse: Wir wollen Sie nicht unnötig auf die Folter spannen. Wir würden Ihnen ein Angebot zur Ausbildung zum Fluglotsen bei der DFS anbieten!
Da fiel schon echt viel ab!! Viel Freunde und so… Bin danach direkt nach Frankfurt geflogen und habe einen Fliegerarzt kontaktiert und Ende der Woche einen Termin bekommen. Habe dann mein Medical bekommen!
Wer noch infos haben will, kann mir gerne auf insta schreiben: mein Nutzername: “toffie.de” .
Viel Erfolg euch noch!