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Jan_Q
Anmeldungsdatum: 02.01.2023 Beiträge: 4
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Verfasst am: Sa Aug 12, 2023 2:05 am Titel: Rot-Grün Schwäche - Gründe für den Ausschluss? |
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Hallo zusammen,
ich hoffe, mit diesem Post ein paar Fluglotsen oder generell Menschen, die sich auskennen, zu erreichen, um eventuell besser mit meinem geplatzten Traum umgehen zu können.
Kurz vorab: Ich habe es vor kurzem erfolgreich durch das Auswahlverfahren geschafft, leider wurde dann bei mir beim Medical eine bisher unerkannte Rot-Grün Schwäche diagnostiziert, die mich im Alltag (wie bei vielen) nie irgendwie beeinträchtigt hat.
Nun habe ich mit viele Gedanken gemacht, warum die Rot-Grün Schwäche so ein krasses Untauglichkeitskriterium ist. Ich habe in meiner Freizeit bereits viel mit realitätsnahen Radarsimulationen sowie echten Radarbildschirmen zu tun gehabt, und hatte nie Probleme, irgendwelche Farben zu erkennen oder auseinanderzuhalten. Die einzigen Probleme (laut den Tests) sind Kontraste im Rot-Grün Mischbereich, welche aber meines Wissens auf Radarbildschirmen oder auch am Flughafen nicht vorkommen.
Ich bin mir sicher, dass es dafür seine Gründe gibt (Die Regeln gibt es ja nicht nur in Deutschland) und ich will das überhaupt nicht in Frage stellen, die Behörde wäre ja schön blöd, wenn ohne Legitimität Bewerber ausgeschlossen werden würden. Nur würden mich die Gründe einfach mal interessieren, da es mir aktuell leider noch schwer fällt, damit umzugehen, dass es jetzt an einem angeborenen Gendefekt gescheitert ist. Ich denke, das besser nachvollziehen zu können, würde mir helfen.
Vielen Dank schonmal im Voraus!
Liebe Grüße
Jan |
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King_A
Anmeldungsdatum: 24.01.2024 Beiträge: 3 Wohnort: Dortmund
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Verfasst am: Mi Jan 24, 2024 10:30 am Titel: |
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Hallo Jan,
bin erst jetzt auf deinen Beitrag gestoßen. Ich habe das gleiche Problem wie du, auch ich komme nicht über das Unverständlnis hinweg. Insbesondere weil die Regelung in Australien/USA/Südafrika eine ganz andere ist.
Aktuell läuft eine Prüfung dieser Thematik durch die EASA:
https://www.easa.europa.eu/en/research-projects/vision
Wie hat sich deine Situation entwickelt? Ich bin 17 und stehe vor der VU. Kannst mir auch gerne eine PN senden, falls du das hier überhaupt liest
VG,
Arthur |
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King_A
Anmeldungsdatum: 24.01.2024 Beiträge: 3 Wohnort: Dortmund
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Verfasst am: Do Jan 25, 2024 9:59 am Titel: Re: Rot-Grün Schwäche - Gründe für den Ausschluss? |
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[quote="Jan_Q"]Hallo zusammen,
ich hoffe, mit diesem Post ein paar Fluglotsen oder generell Menschen, die sich auskennen, zu erreichen, um eventuell besser mit meinem geplatzten Traum umgehen zu können.
Kurz vorab: Ich habe es vor kurzem erfolgreich durch das Auswahlverfahren geschafft, leider wurde dann bei mir beim Medical eine bisher unerkannte Rot-Grün Schwäche diagnostiziert, die mich im Alltag (wie bei vielen) nie irgendwie beeinträchtigt hat.
Nun habe ich mit viele Gedanken gemacht, warum die Rot-Grün Schwäche so ein krasses Untauglichkeitskriterium ist. Ich habe in meiner Freizeit bereits viel mit realitätsnahen Radarsimulationen sowie echten Radarbildschirmen zu tun gehabt, und hatte nie Probleme, irgendwelche Farben zu erkennen oder auseinanderzuhalten. Die einzigen Probleme (laut den Tests) sind Kontraste im Rot-Grün Mischbereich, welche aber meines Wissens auf Radarbildschirmen oder auch am Flughafen nicht vorkommen.
Ich bin mir sicher, dass es dafür seine Gründe gibt (Die Regeln gibt es ja nicht nur in Deutschland) und ich will das überhaupt nicht in Frage stellen, die Behörde wäre ja schön blöd, wenn ohne Legitimität Bewerber ausgeschlossen werden würden. Nur würden mich die Gründe einfach mal interessieren, da es mir aktuell leider noch schwer fällt, damit umzugehen, dass es jetzt an einem angeborenen Gendefekt gescheitert ist. Ich denke, das besser nachvollziehen zu können, würde mir helfen.
Vielen Dank schonmal im Voraus!
Liebe Grüße
Jan [/quote]
Nochmal zur Frage:
Es ist ein relativ vielschichtiges Thema, man könnte sicherlich stundenlang darüber erzählen.
Wenn man sich ansieht, woher (wann) die Gesetzgebung kommt, dann wird die damalige Sinnhaftigkeit relativ schnell klar:
Früher wurde oft, besonders für Roll- und Startfreigaben mittels Lichtsignalen kommuniziert. Das heißt: rotes Licht=Bedeutung A und grünes Licht=Bedeutung B.
Es ist also kritisch, ob das Licht nun also rot oder grün leuchtet, da es eine völlig unterschiedliche Bedeutung hat. Es wäre also hilfreich, rot und grün auseinander halten zu können. Heute wird allerdings über Funk kommuniziert, die "Lichtkanone" kommt bei Funkausfällen und anderen besonderen und seltenen Situationen zum Einsatz. In Amerika (USA) gibt es aktuell eine Überprüfung für (angehende) Piloten mit Farbsehschwäche, wo diese vom TWR mit eben jenen Lichtsignalen angestrahlt werden und der Prüfling dann die korrekte Farbe bestimmen muss.
Überraschung: Diesen Test bestehen die allermeisten Anwärter.
Das hat etwas mit der Definition einer Farbsehschwäche zu tun. Es ist gesellschaftlich sehr, sehr verbreitet, dass gedacht wird, Meschen mit Farbsehschwäche (≠ Farbsehblindheit!) können rot und grün oder blau und gelb, was auch immer, grundsätzlich nicht unterscheiden. Das stimmt aber nicht! Jeder, der eine Farbsehschwäche hat, wird das hier kennen:
Man erzählt davon und prompt werden einem zwei Stifte, zwei Bilder, was auch immer ins Gesicht gehalten und man wird gefragt, was denn rot und was denn grün sei. Das ist für uns farbsehschwachen aber überhaupt kein Problem!
U.a. deshalb bleiben viele Farbsehschwächen ein Leben lang im Alltag unbemerkt, deshalb gibt es so viele Menschen, die erst bei den Tests die erschreckende Diagnose bekommen.
Eine rot-grün Schwäche zu haben bedeutet Schwierigkeiten zu haben, unter gewissen Bedingungen (z.B. sehr schlechte Belichtung) gewisse Farbtöne, gewisse Mischungen von grün (z.B. sehr schwacher Kontrast, braun) von gewissen Mischungen von rot sicher zu unterscheiden. Diese seltsamen, künstlich gemischten Farben sind allerdings nicht Bestandteil der Instrumentierung in Cockpits oder von Radarbildschirmen (neuerdings weiß sehr verbreitet). Signalfarben stellen in so gut wie keinem Fall ein Problem dar.
Das Mindeste, was man schlussfolgernd fordern kann, sind praxisnahe Tests und nicht die Überprüfung, ob "dreckig-weiße", 4mm große Punkte von einem 5m entfernten Bildschirm von gelben Punkten, die eigentlich orange sind unterschieden werden können. Ich beschreibe gerade übrigens den Lanterntest nach Beyne (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Lanterntest_(Beyne)).
Darauf haben die Behörden reagiert und den praxisnahen Test, den CAD-Test entworfen, der eine praxisnahe Situation beschreibt.
Wie praxisnah der Test wirklich ist könnt ihr gerne selbst beurteilen Wink :
https://www.youtube.com/watch?v=dUq_wl4WZSc&pp=ygUIY2FkIHRlc3Q%3D
Natürlich wäre da noch der Einwand, dass auch PAPIs farblich zu unterscheiden sind.
Da stimme ich zu, warum also kein PAPI-Test (wird bereits in den USA und ich glaube in Australien gemacht)? Weiß und rot nicht unterscheiden zu können ist übrigens meines Wissens untypisch für eine rot-grün Schwäche.
Farben, die im Cockpit vorkommen, sind typischerweise diese:
https://www.youtube.com/watch?v=TYYZip8aqb4 (bitte nicht von dem, was der gute Mann sagt, verwirren lassen)
Ebenfalls unglaublich ist die aktuelle Situation, dass Piloten mit Farbsehschwäche, die im Bereich der EASA niemals ihre Tauglichkeit erhalten würden, trotzdem ständig im europäischen Luftraum unterwegs sind, weil sie entweder für australische oder amerikanische Arbeitgeber nach deren Lizensierung fliegen.
Ich könnte also auswandern, toll!
Wer sich noch näher informieren möchte, dem kann ich Dr. Arthur Pape aus Australien empfehlen, er hat dort vor Gericht für eine regelrechte Revolution in dieser Sache gesorgt (vor 20 Jahren).
Heute gibt es folglich eine belastbare Faktenlage, eine Sicherheitsstatistik von Piloten mit Farbsehschwäche.
Große Überraschung: Keine Vorfälle.
Ein Interview dazu mit Pape gibt es auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=47uYoVBRL9I
Leider ist er schon in die Jahre gekommen, es bedarf also neuer Aufmerksamkeit, neuer Kämpfer wie er.
Ich bin gerne bereit über dieses Thema ausführlich zu diskutieren und als 17-jähriger Teenager bin ich alles, aber kein Experte.
Wenn jemand hier zur Diskussion beitragen kann, der mehr weiß als ich, würde ich mich sehr darüber freuen.
Trotzdem ist dieser Zustand mehr als paradox und ich frage mich seit langem, wie es ein kann, dass er real ist.
Es muss dafür gesorgt werden, dass sich mehr Menschen auf diese Diskussion einlassen und keine grundlegend ablehnende Haltung haben, sodnern eine, die auf Fakten und Argumenten basiert.
In einem derart bürokratischen und nicht-digitalisierten Land wie unserem wird das hier aber wohl ein unglaublich weiter Weg und ich weiß nicht, ob ich ihn gehen möchte.
Gruß,
Arthur
Nachtrag: Ein weiterer, sehr guter Clip aus AU der genau diese Diskussion aufgreift: https://youtu.be/iGJFFObtYiA?si=CoTrj1uSPd9tnwGF |
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