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Erfahrungsbericht Auswahlverfahren 2022 - Online, VU, HU
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dscheipiekei



Anmeldungsdatum: 27.09.2022
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: Mi Jan 18, 2023 12:21 am    Titel: Erfahrungsbericht Auswahlverfahren 2022 - Online, VU, HU Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

wie so viele hier würde ich gerne meinen Dank für die Hilfe, die dieses Forum mir geboten hat, in einem eigenen, aktuellen Erfahrungsbericht des Auswahlverfahrens zusammenfassen. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg in euren eigenen Verfahren!

Meine schriftliche Bewerbung habe ich Mitte Juni 2022 abgeschickt. Nur wenige Tage später kam dann schon die Einladung zur Onlinestufe (Das gesamte Auswahlverfahren verlief sehr viel schneller als auf der DFS-Website beschrieben. Ich musste an keiner Stelle so lange warten, wie dort angegeben). Die Onlinestufe bestand aus:

1. einem biographischen Fragebogen
Das sind 106 Fragen zu allem möglichen, was eure Person betrifft. Denkt bereits hier daran, dass alles, was ihr im Verlauf eures Bewerbungsverfahrens von euch gebt, aufgezeichnet und gesammelt wird. Deshalb seid ehrlich und macht der DFS und vor allem euch selbst nichts vor. Unstimmigkeiten werdet ihr im Zweifel später erklären müssen. Ansonsten gibt es zu dem Fragebogen nichts zu sagen, hier kann man meiner Einschätzung nach eigentlich nicht wirklich was falsch machen.

2. IST-Screening
Das ist eine schicke Bezeichnung für einen IQ-Test. Um auf den Geschmack zu kommen, könnt ihr im Internet auf diversen Websites ähnliche kostenlose Tests machen. Das kann hilfreich sein, wenn ihr (wie ich zum Beispiel) noch nie einen solchen Test gemacht habt und euch mal anschauen wollt, mit welcher Art von Aufgaben da zu rechnen ist. Lediglich auf die Ergebnisse dieser kostenlosen Internettests würde ich nicht vertrauen. Üben oder Vorbereiten kann man sich hier nicht. Der tatsächliche Test von der DFS war dann wesentlich kürzer, als ich es erwartet hatte.

3. Neurolympics
Das sind mehrere Tests, die ursprünglich zur Auswahl und Testung von Profisportlern konzipiert wurden. Es gibt nur einen Anbieter, ein niederländisches Unternehmen, und deshalb auch keine frei verfügbare Originalversion oder Alternativen zum Üben im Internet. Ihr findet allerdings eine kurze Vorstellung der einzelnen Tests auf YouTube, was ganz gut ist um zu sehen, was auf einen zukommt. Die Tests funktionieren wie kleine Browsergames und können sogar ein bisschen Spaß machen, euch allerdings auch stellenweise an eure Grenzen bringen.

Nach Absolvieren der Onlinestufe dauerte es wieder nur ein paar Tage, bis ich Bescheid bekam, die Stufe bestanden zu haben und zur VU nach Hamburg eingeladen zu werden. Auch die Einladung kam dann wider Erwarten nicht erst nach drei Monaten, wie auf der DFS-Website beschrieben, sondern einen (!) Tag, nachdem ich den Bescheid über die Onlinestufe erhalten habe. Deshalb musste ich auch den ersten Terminvorschlag absagen, weil dieser für mich viel zu kurzfristig war. Mitte/Ende August ging es dann für mich das erste Mal nach Hamburg zur

VU.

Über die Unterbringung und die Fahrten zum DLR haben andere hier schon genug geschrieben, so weit, so unspektakulär. Denjenigen, die wie ich so früh morgens oder aufgrund der Aufregung nicht so viel frühstücken können, empfehle ich die rote Grütze mit Vanillesoße. Die geht ganz gut runter und hält für eine Weile satt. Außerdem empfehle ich euch, was Kleines zu essen zum DLR mitzunehmen. Ich hatte zum Beispiel Schokoriegel und Obst dabei und war sehr dankbar dafür. Auch dass ihr euch das zur Verfügung gestellte Informationsmaterial und die CBTs ausführlich anschauen solltet, sollte klar sein. Lasst euch hier übrigens nicht von dem vier-Phasen-Modell der DLR verwirren; die ersten beiden Phasen gehören zur VU, die letzten beiden zur HU. Wir waren mit ca. 35 Bewerbern (davon ca. 5 Mädchen) eine relativ große Gruppe, die gemeinsam angetreten ist. Am ersten Tag ging es nach einer kurzen Begrüßung vom Testleiter, der uns dann auch alleine durch den ganzen Tag begleitet hat, direkt los mit dem ersten Test.

Englisch (schriftlich)

Meiner Meinung nach der einfachste Test und gleichzeitig auch der, auf den man sich am besten vorbereiten kann. Der Test im DLR entspricht tatsächlich fast 1:1 dem CBT, das ihr vorher zur Verfügung gestellt bekommt. Wenn euer Englisch nicht das beste ist und ihr eure Bewerbung ernst nehmt, bereitet euch gut vor, es wäre schade, wegen diesem Test rauszufliegen.

MEK

Auch der visuelle Merkfähigkeitstest ist genau so aufgebaut, wie ihr ihn aus den CBTs kennt. Der einzige Unterschied: Die Abfolge der Symbole und Zeichen erfolgt nicht mehr chronologisch, sondern durcheinandergemischt, was das Ganze wesentlich schwieriger macht. Mein Tipp: denkt euch Eselsbrücken aus oder nutzt andere Mnemotechniken und wiederholt die Kombinationen in eurem Kopf so oft wie möglich.

ACT

Der erste Test, für den es kein CBT gibt. Für mich war das einer der Tests, der am schlechtesten gelaufen ist. Es geht darum, mehrere fiktive Flugzeuge gleichzeitig über eine bestimmte Anzahl von Kontrollpunkten zu einem Flughafen zu leiten. Dabei müssen sowohl Sicherheitsaspekte als auch wirtschaftliche Gesichtspunkte beachtet werden. Mir ist besonders schwergefallen, dass die Zeit zum Handeln immer extrem kurz war und man die Flugzeuge nicht gesehen hat, sondern sich immer merken musste, wo welches Flugzeug zu welcher Zeit ist. Andere Bewerber sind aber besser mit dem Test zurechtgekommen. Lasst euch auf jeden Fall nicht aus der Ruhe bringen und gebt nicht auf!

WSB

Einer meiner Lieblingstests. Nutzt den Trick aus dem CBT, die berechnete Vorderseitensumme von der Gesamtaugenzahl (14, 21, 28) abzuziehen, damit seid ihr wesentlich schneller. Ich habe es geschafft, alle Aufgaben vor Ende der Zeit zu bearbeiten.

CRT

Auch auf diesen Test kann man sich nicht vorbereiten. Es geht um eure Reaktionszeit. Der Test ist an sich nicht schwer, versucht die Tastfelder so gut wie möglich zu treffen und lasst euch von den Meldungen nach dem Probedurchlauf nicht verunsichern.

VLR

Stellt euch darauf ein, dass dieser Test wesentlich schneller abläuft als das CBT. Die Geschwindigkeit von Level 3 des CBTs entspricht der Anfangsgeschwindigkeit des richtigen Tests. Ich konnte ab einem gewissen Zeitpunkt auch nur noch raten. Trotzdem habe ich später die Rückmeldung bekommen, den Test durchschnittlich abgeschlossen zu haben. Übt viel mit Level 3 des CBTs, das wird euch am meisten bringen.
Nach diesem Test war bei uns erst einmal Mittagspause. Ich bin mit ein paar anderen zu Burger King gegangen, andere von uns waren beim Lidl. In einigen Erfahrungsberichten steht, man solle nicht zu viel essen – für einige mag das stimmen, mir hat es allerdings nicht geschadet, ein ganzes Menü zu verdrücken; ich war froh, endlich was halbwegs ordentliches essen zu können. Ich habe allerdings wie oben erwähnt auch nicht wirklich gefrühstückt. Nach dem Mittagessen und einer kleinen Verdauungspause ging es weiter mit dem berühmt-berüchtigten

Vigilanztest (VIG).

Bei diesem Test ist es meiner Meinung nach am wichtigsten, sich zusammenzureißen. Sich über so lange Zeit auf so monotone Signale zu konzentrieren, fällt jedem schwer – hier werden diejenigen belohnt, die es trotzdem schaffen, den Test bis zum Schluss durchzuziehen. Ich bin nach einer Weile in eine Art Trance verfallen und habe überhaupt nicht mehr gemerkt, wie die Zeit vergeht. Als der Test beendet war, hatte ich nicht das Gefühl, dass schon eine Stunde um war. Es gab allerdings auch Leute, die es nicht durchgehalten haben – einige haben nach einer Zeit die Kopfhörer abgesetzt oder die Hände unter den Tisch genommen. Andere sind sogar während des Tests eingeschlafen. Schaut einfach, dass euch das nicht passiert, indem ihr euch immer wieder daran erinnert, warum ihr den Test gerade macht und was euer Ziel ist.

FPT

Wieder einer der Tests, die mir Spaß gemacht haben. Mir hat der Trick extrem geholfen, die Gradzahlen vorher zusammenzufassen, und zwar unabhängig von der Reihenfolge. Wenn ihr die Flugzeuge wirklich immer im Kopf dreht, dauert es meiner Meinung nach ewig, zum Ergebnis zu kommen. Rechnet einfach schnell die Zahlen zusammen und dreht das Flugzeug dann ein oder maximal zwei Mal im Kopf. Beachtet außerdem, dass auch für diesen Test keine weiteren Hilfsmittel zugelassen sind und ihr auch nicht eure Finger benutzen dürft, um das Flugzeug über dem Bildschirm zu drehen. Ihr könnt das Ganze eigentlich relativ gut mit dem CBT trainieren.

DHT

Meiner Meinung nach einer der einfachsten Tests. Es geht darum, bestimmte Informationen, die ihr nur auf einem Ohr hört, herauszufiltern, während ihr auf dem anderen Ohr parallel dazu andere Informationen bekommt, die aber keine Rolle spielen, sondern euch nur verwirren sollen. Hier habe ich keinen Tipp, versucht einfach, euch auf das richtige Ohr zu konzentrieren. Mir ist der Test nicht besonders schwergefallen.

KBT

Auch ein eher einfacher Test, den ihr mit dem CBT gut üben könnt. Beachtet, dass die zweite Zahl aus der vorherigen Rechnung immer die erste Zahl aus der nachfolgenden Rechnung ist – ihr müsst also immer nur eine Zahl suchen, nicht beide. Mir ist das erst relativ spät klar geworden.

CLE

Stellt euch darauf ein, dass dieser Test schwieriger ist als im CBT. Hier dient das CBT eher zum Kennenlernen des Tests, nicht zum Üben. Der Test ist an sich gleich aufgebaut, aber die Reihenfolge der Buchstaben und Zahlen variiert im tatsächlichen Test viel mehr, sodass ihr euch wirklich alle Zahlen und Buchstaben und deren Reihenfolge merken müsst. Denkt beim Bearbeiten des CBTs daran, dann klappt es im Test vielleicht besser. Trotzdem ist der Test absolut machbar.

DAM

Dieser Test sorgt wohl bei einigen für Verwirrung. Macht euch beim CBT schon klar, wie genau der Test funktioniert. Es ist tatsächlich gar nicht so kompliziert, wie es am Anfang wirken mag. Wenn ihr euch unsicher seid, versucht einfach grob abzuschätzen, welche Buchstaben schon dran waren und ob die entsprechende Zahl ungefähr passen könnte.

Nach dem DAM war dann der erste Tag der VU vorbei. Insgesamt hat der Tag wohl ca. 8-9 Stunden gedauert. Ganz wichtig ist meiner Meinung nach noch Folgendes zu erwähnen:

1. Haltet durch und gebt nicht auf! Der Tag ist lang und anstrengend und nicht jeder der Tests wird super laufen. Lasst euch davon nicht verunsichern, auch ich dachte bei einigen Tests, dass es das wohl jetzt für mich gewesen sei, und trotzdem bin ich weitergekommen.

2. Lasst euch von den anderen Teilnehmern nicht verunsichern. Wenn ihr euch gut vorbereitet habt, gibt es dazu keinen Grund. Es gibt Beispiele für Teilnehmer, die sich sicher waren, alles super gemacht zu haben und trotzdem nicht weitergekommen sind; genauso gibt es Beispiele für das Gegenteil.

Nach dem Test ging bei mir nicht mehr so viel, der Tag war eben sehr lang und anstrengend und ich habe auch in der Nacht davor nicht allzu viel geschlafen. Ich habe mir bei Lieferando was zu essen bestellt (bei der Rezeption bekommt ihr Besteck) und bin dann relativ bald schlafen gegangen. Am nächsten Tag war ich dann wesentlich ausgeschlafener. Es ging direkt weiter mit den

Temperament-Struktur-Skalen (TSS).

Dies ist ein psychologischer Test zur Bestimmung von grundlegenden Charakterzügen und Persönlichkeitsmerkmalen. Er spielt für die Bewertung des ersten VU-Tages keine Rolle, es steht also schon vorher fest, wer bestanden hat und wer nicht. Es kann aber sein, dass ihr (wie ich) später im Bewerbungsgespräch auf euer Ergebnis angesprochen werdet. Wundert euch nicht über die ein oder andere seltsame Frage und beantwortet alles wahrheitsgemäß und möglichst schnell. Denkt nicht zu lange nach, das ist nicht Sinn des Tests. Nicht umsonst gibt es auch hier eine Zeitbegrenzung. Dass auch alle diejenigen den Test mitmachen, die den ersten Tag nicht bestanden haben, liegt daran, dass das DLR zu Forschungszwecken Daten von allen Teilnehmern erheben möchte.

Nach Abschluss des Tests mussten wir alle noch einmal den Raum verlassen und wurden dann nach ein paar Minuten Wartezeit wieder hineingebeten. Auf einer PowerPoint-Folie wurden dann alle diejenigen Namen angezeigt, die es geschafft hatten. Bei uns waren es 17, also genau die Hälfte aller Teilnehmer. Nachdem diejenigen verabschiedet wurden, die es leider nicht geschafft hatten, wurde den Verbleibenden der weitere Ablauf verkündet. Die Gruppe wurde aufgrund ihrer Größe auf zwei Tage aufgeteilt (diese und alle weiteren Aufteilungen und Reihenfolgen im Auswahlverfahren erfolgen immer alphabetisch), ich hatte das Glück, direkt am gleichen Tag noch dranzukommen. Die zweite Gruppe hatte einen freien Tag in Hamburg.

Los ging es bei uns für uns mit einer Einführung in den DAC. Anschließend wurde auch unsere Gruppe noch einmal aufgeteilt. Für mich und zwei andere ging es weiter mit dem

SDM.

Dieser Test hat mir wirklich Spaß gemacht. Er ist nicht ganz einfach, aber definitiv machbar. Achtet darauf, dass ihr wirklich alle Aufgaben gleich gewichtet, ich zum Beispiel habe immer wieder vergessen, überflüssige Streifen aus dem System zu löschen. Bemüht euch aber auch, Konflikte und Opposites zu finden. Lasst euch von Fehlermeldungen nicht aus dem Konzept bringen. Die 40 Minuten vergingen für mich wie im Flug (lol).

Anschließend hatten wir erst einmal Mittagspause, allerdings nur zu dritt. Die Gruppe wurde ja am Morgen aufgeteilt und blieb auch den Tag über so eingeteilt, sodass wir die anderen Bewerber gar nicht mehr gesehen haben. Nach der Pause ging es weiter mit dem

DAC.

Diesen Test habe ich ordentlich verhauen. Es gibt drei Durchgänge, von denen die ersten beiden komplett identisch sind. Nach dem ersten Durchgang (der bei mir katastrophal war) gibt es ein Reflexionsgespräch, in dem festgehalten wird, was gut und was schlecht lief und was man noch verbessern kann. Im zweiten Durchgang geht es dann einzig und allein darum, dass Feedback umzusetzen und sich gegenüber dem ersten Durchgang zu verbessern. Das hat bei mir auch soweit geklappt. Der dritte Durchgang ist nochmal um einiges schwieriger als die beiden ersten und hat bei mir auch gar nicht gut funktioniert. Ich kann Euch deshalb leider auch keine großartigen Tipps dazu geben… versucht einfach, den Überblick über das komplexe Geschehen zu behalten und nichts außer Acht zu lassen.

Nach dem DAC war ich mir fast sicher, ich würde die VU nicht bestehen. Den wichtigsten Tipp, den ich euch hier mitgeben kann, habe ich bereits genannt: bleibt ruhig, haltet durch und lasst euch nicht verunsichern! In den anderthalb Wochen nach der VU, bis ich die Bestätigung erhalten habe, konnte ich an fast nichts anderes als den DAC denken. Trotz meines schlechten Gefühls habe ich dann aber doch die Einladung zur HU bekommen – man kann sich eben, was die ganzen Tests angeht, nur bedingt selbst einschätzen. Wie viele von den 17 Teilnehmern des zweiten Tages außer mir bestanden haben, weiß ich leider nicht.

HU

Auch hier musste ich zwei Einladungen ausschlagen, weil alles viel schneller ging als erwartet und ich zeitlich noch verplant war. Das Verhältnis unter den Teilnehmern war aufgrund der geringeren Anzahl im Vergleich zur VU wesentlich enger. Einige von uns waren am Vorabend zusammen in der Rotbuche essen (Essen gut, aber man musste lange darauf warten – passte in der Hinsicht aber zum Rest der HU haha), die anderen haben wir erst am ersten Testtag kennengelernt. Insgesamt waren wir zu neunt, alles Jungs. Am ersten Tag hat sich uns zunächst einmal die gesamte Kommission vorgestellt, die aus drei Psychologen vom DLR und aus zwei Fluglotsen (einem Tower- und einem Centerlotsen) bestand. Dann wurde uns der Ablauf des ersten Tages erklärt, anschließend wurden wir wieder aufgeteilt. Zusammen mit zwei anderen Bewerbern absolvierte ich zunächst den

Flugstreifen-Gruppentest.

Hier geht es darum, als Gruppe gemeinsam effizient zu arbeiten. Zeigt, dass ihr fähig seid, gut im Team zusammenzuarbeiten und dabei trotzdem zielgerichtet und genau zu sein. Es kommt nicht nur auf eure soziale Kompetenz und eure Teamfähigkeit an, sondern auch darauf, die Aufgaben gut und clever zu lösen. Am Ende waren wir zwei Minuten vor Ablauf der Zeit fertig, obwohl wir einmal zwei Aufgaben vertauscht hatten (achtet genau auf die Farben der Karten!) und uns das um einiges zurückgeworfen hat. Ihr werdet die ganze Zeit von einem Psychologen beobachtet, lasst euch davon nicht aus der Ruhe bringen. Ich konnte das ganz gut ausblenden.

Straßenbeladetest

Dieser Test war wieder einer von denen, die bei mir nicht so gut liefen. Es geht darum, bestimmte Gewichte nach bestimmten Regeln auf vier Straßen zu verteilen. Zunächst absolviert man zwei Einzeldurchgänge, die bei mir auch ganz in Ordnung waren, später dann fünf Teamdurchgänge mit einem Partner aus eurer Gruppe (übrigens keiner von denen, die mit euch den Flugstreifentest gemacht haben). Diese sind aus verschiedenen Gründen wesentlich schwieriger als die Einzeldurchgänge. Außerdem seid ihr sehr abhängig von eurem Partner und seiner Arbeitsweise. Wenn er mit dem Test nicht gut klarkommt, müsst ihr trotzdem euer Bestes geben und einen kühlen Kopf bewahren. Seid einfach kooperativ und zielgerichtet, das ist meiner Meinung nach das Wichtigste – auch der Wille zählt!

Nach diesem Test wurden wir alle für ein paar Stunden nach Hause geschickt. Die Auskunft darüber, ob ihr den Tag bestanden habt oder nicht, erhaltet ihr direkt am ersten Tag, allerdings erst am späten Nachmittag. Wieder beim DLR angekommen, mussten wir mal wieder warten. Erst etwa eine halbe Stunde nach der vereinbarten Uhrzeit kam die Kommission heraus und teilte uns persönlich mit, wer von uns es geschafft hatte und wer nicht. Bei uns waren es drei von neun, die leider nach dem ersten Tag gehen mussten. Allen anderen wurden die Termine für die mündliche Englischprüfung und das Interview mitgeteilt. Wieder hatte ich alphabetisch Glück und war mit zwei anderen Bewerbern am nächsten Tag dran. Abends sind wir dann noch zusammen zum Chinesen in der Nähe vom Hotel essen gegangen. Das Essen war ganz gut, allerdings mussten wir auch hier wieder sehr lange darauf warten (vielleicht liegt das ja an der Umgebung oder so lol) und der Service war furchtbar.

Am nächsten Tag ging es für mich und die zwei anderen Bewerber um kurz vor acht ein letztes Mal zum DLR. Da die gesamte Kommission an den Interviews beteiligt ist, müssen die jeweils anderen Bewerber immer warten bis der vorherige durch ist (also etwa anderthalb Stunden pro Bewerber). Zuerst absolvierten wir aber alle drei kurz hintereinander die mündliche Englischprüfung.

Englisch (mündlich)

Für mich war dieser Test gut machbar, da ich meiner Einschätzung nach über sehr gute Englischkenntnisse verfüge. Ich habe mich daher auch nicht auf das Gespräch vorbereitet. Ich kann aber allen Unsicheren nur empfehlen, auf die Ratschläge im Forum zu hören und beispielsweise englische Bücher zu lesen und Filme oder Serien zu schauen, wobei das Beste was ihr tun könnt natürlich ist, Gespräche mit Muttersprachlern zu führen. Beim Test bekommt ihr zunächst ein kurzes Statement vorgelegt, das mit einer offenen Frage endet. Dieses sollt ihr kurz vorlesen und dann direkt beantworten. Anschließend werden euch drei Bilder zur Auswahl gestellt, von denen ihr eins aussuchen und beschreiben sollt. Anknüpfend an eure Antworten werden euch dann gegebenenfalls noch weitere Fragen gestellt, auch solche, die nicht direkt etwas mit den Bildern zu tun haben. Der Test wird übrigens ausschließlich von den Fluglotsen durchgeführt (die in der Regel wohl keine Muttersprachler sind), was den Druck finde ich ein bisschen rausnimmt.

Der Test war ziemlich schnell vorbei (ich würde sagen zwischen 10 und 15 Minuten). Anschließend hieß es dann für zwei von uns warten, bis der dritte sein Interview beendet hatte. Wir sind zu zweit nochmal zu Burger King gegangen (ohne wirklich was zu essen) und haben versucht, uns dort bestmöglich abzulenken. Ich war als zweites dran und empfand die Zeit des Wartens vor dem Interview als das Schlimmste am ganzen Auswahlverfahren. Immer wieder habe ich mir die Antworten durch den Kopf gehen lassen, die ich mir für die kritischen Fragen zu meiner Vita zurechtgelegt habe. Das kann ich euch übrigens auch nur empfehlen – steht ehrlich zu euren Fehlern, Schwächen und Unregelmäßigkeiten im Lebenslauf, seid gefasst darauf, dass danach gefragt werden wird und wisst grob, was ihr dazu sagen wollt. Natürlich geht es nicht darum, Erklärungen Wort für Wort auswendig zu lernen oder der Kommission etwas vorzuspielen – drei studierte Psychologen werden das im Zweifel auch relativ schnell merken – aber es kann auf jeden Fall nicht schaden, sich auf mögliche kritische Frage vorzubereiten.

Interview

Am Anfang des Gesprächs ging es bekanntermaßen um meine Motivation, Fluglotse zu werden und den Job an sich. Es wurde dazu schon einiges gefragt, ich empfehle euch also, euch wirklich gut über den Job zu informieren, auf der Website der DFS gibt es dazu alles, was man braucht (manchmal müsst ihr allerdings ein bisschen danach graben). Außerdem wurde ich hier gefragt, ob ich lieber im Center oder im Tower arbeiten würde – ob das allerdings irgendeinen Einfluss auf meinen späteres Einsatzgebiet hat, kann ich nicht beurteilen. Anschließend hat mich einer der drei Psychologen sehr ausführlich zu meiner Person und meinem Hintergrund befragt. Bei mir ging es hier zum Beispiel darum, dass ich bereits zwei Studiengänge angefangen habe, die inhaltlich auch überhaupt nichts mit Flugsicherung zu tun haben, um einen Punkt in Flensburg, den ich wegen zu schnellen Fahrens bekommen habe und sehr ausführlich um eine meiner Schwächen, die ich bei den Zusatzfragen im Bewerbungsbogen angegeben hatte. Da ich mit allen diesen Fragen gerechnet habe und mir entsprechende Antworten schon im Voraus überlegt habe, konnte ich auf die meisten Fragen gefasst und souverän antworten. Zum Schluss kamen dann noch die drei allseits bekannten Knobelaufgaben, von denen ich eine lösen konnte. Die Aufgaben sind an sich nicht schwer, und ohne Aufregung und Nervosität hätte ich mit Sicherheit alle drei innerhalb der Zeit lösen können. Hier schließe ich mich meinen Vorrednern an – Denkt laut und nehmt die Hilfe an, die Euch angeboten wird. Danach wurde ich herausgebeten und durfte weitere 10-15 Minuten auf die „Urteilsverkündung“ warten. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bewerbern fand ich allerdings die Zeit vor dem Gespräch schlimmer als die Zeit danach. Ich war mir fast sicher es nicht geschafft zu haben, insbesondere wegen einiger Leichtsinnsfehler, auf die ich im Interview angesprochen wurde und die mir auch bei den Knobelaufgaben unterlaufen sind. Nach der genannten Wartezeit wurde ich dann wieder hereingebeten. Ohne weitere Umschweife wurde mir gesagt, dass ich das Auswahlverfahren bestanden habe und man mir einen Ausbildungsvertrag anbieten wolle. Anschließend wurde mir die Urteilsfindung genau erklärt; es wurde auch spezifisch auf einzelne Tests und meine Leistungen darin eingegangen, was teilweise mein Hochgefühl nach der Erleichterung schon wieder ein bisschen gedämpft hat (man bekommt ein bisschen das Gefühl, man habe es gerade so noch geschafft und wäre fast rausgeflogen; vielleicht war das aber auch nur mein persönlicher Eindruck). Anschließend wurde mir das weitere Verfahren (Medical, Ausbildungsvertrag und -start und so weiter) erklärt.

Und das war sie, meine Reise durch das Auswahlverfahren zum Fluglotsen bei der DFS! Ich hoffe, ich konnte dem ein oder anderen hier ein bisschen helfen oder vielleicht den Druck rausnehmen – das ist meiner Meinung nach das Allerwichtigste. Allen Aspiranten wünsche ich viel Erfolg!
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turkesc
Fluglotse/in


Anmeldungsdatum: 09.07.2010
Beiträge: 424
Wohnort: Bremen

BeitragVerfasst am: Mi Jan 18, 2023 1:29 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Glückwunsch thumbs up
_________________
VU: 11.08 - 12.08.2010 Positiv grins
HU: 28.09 - 01.10.2010 Positiv grins
Medical: 01.10.2010 Positiv grins
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Phantasos



Anmeldungsdatum: 26.08.2021
Beiträge: 20

BeitragVerfasst am: Fr Jan 20, 2023 5:56 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Glückwunsch auch von mir 😄
_________________
Online Test: 05.08.2021 ✔️
VU: 01.-02.09.2021 ✔️
HU: 08.02-10.02.2022 ✔️
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